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AutorenbildErika Weller

Mit den Tieren auf dem Weg zur Krippe - Tag 22


„Vor langer Zeit“, beginnt der Hirte, „schon vor vielen hundert Jahren gibt es Geschichten, dass Gott sein Kind auf die Welt schicken wird. Wie es genau sein wird, ist dort nicht beschrieben, doch wir wissen, dass dieses Kind ein König werden wird. Er wird Menschen gesund machen und den Armen Brot geben. Er wird ein gerechter König sein und trotzdem die Menschen liebhaben, auch wenn sie Fehler machen. Er kann verzeihen und manchmal können sich die Menschen dann auch gegenseitig verzeihen. Dieser König wird sehr stark sein, doch er kämpft nicht mit dem Schwert, sondern er hat die Menschen lieb. Und diese Liebe ist stärker als alles Böse. Viel stärker als wir uns das vorstellen können. Wir Menschen werden dieses Kind sehen und verstehen, dass Gott uns liebhat. Dieses Gotteskind wird als Baby in einer Krippe geboren werden, so erzählen es die alten Geschichten.“

Der alte Hirte macht eine Pause und schaut gedankenvoll in das Feuer. „Ein König wohnt doch in einem Schloss“, wendet Luraming ein. Er faltet seine Flügel auf, die im Licht des Feuers wunderbar schillern. „Sicher passen meine schönen Flügel wunderbar zu den Menschen in ihren kostbaren Gewändern im Schloss“, denkt er und streicht mit seinen Fühlern vorsichtig über die zarte Flügelhaut. „Könige wohnen in Schlössern und nicht in Ställen“, fügt er hinzu und ist etwas stolz, dass er das weiß. Der alte Hirte schaut ihn freundlich an. „Du hast Recht, Luraming, Könige wohnen normalerweise in Schlössern. Doch Schlösser haben hohe Mauern. Hier darf nicht jeder hinein. Nur besondere und geladene Gäste“. Luraming wird ein kleines bisschen rot. Kann es sein, dass der Hirte seine Gedanken über seine schönen Flügel erraten hat? „Es ist ein besonderer König. Ein König für alle Menschen. Zu ihm darf jeder kommen. Die Reichen und die Armen, die Gesunden und die Kranken, die Klugen und die nicht so Klugen, und auch die Ochsen, Kühe, Schafe, Hunde, Krokodile, Schmetterlinge, Schnecken, Igel und die Schlaftiere dürfen kommen. Da ist doch ein Stall genau der richtige Ort, meinst du nicht auch?“ Er lächelt Luraming zu. Die Tiere sind erleichtert. „Ja, ein Stall ist ein guter Platz für uns Tiere“, flüstert die Schnecke leise. „In einem Schloss würde ich sofort aus dem Fenster geworfen werden.“ Schon allein der Gedanke daran macht ihr Angst. „Es ist nicht weit“, meint der Hirte. „Könnt ihr in der Ferne dieses Licht sehen?“ Die Tiere werden plötzlich hellwach. „Lasst uns gehen“, rufen alle und vergessen ihre Müdigkeit. „Wir haben die Krippe gefunden und wir wollen das Kind sehen.“ Sie recken und strecken sich. „Kommst du mit?“ fragen sie den Hirten. Doch dieser schüttelt bedauernd den Kopf. „Seht ihr die vielen Schafe? Ich muss hierbleiben und auf sie aufpassen. Doch ich freue mich sehr, dass ihr den Weg zur Krippe geht. Er winkt ihnen zu. „Behaltet es für immer in eurem Gedächtnis, was ihr dort seht,“ sagt er leise. Dann machen die Tiere sich fröhlich auf den Weg. „Wir werden die Krippe finden, wir werden das Kind sehen“, singen sie und laufen, so schnell ihre Füße sie tragen, auf den Stall zu.

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