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AutorenbildErika Weller

Mit den Tieren auf dem Weg zur Krippe - Tag 24


Das Krokodil weint immer noch. Inzwischen hat sich aus den vielen Tränen ein kleines Rinnsal gebildet, das durch die Beine des Kamels durch bis zur Hütte fließt. Die Tiere sehen zu, wie das Bächlein unter dem Spalt in die Hütte hineinfließt. Sie sind sprachlos. Das starke, mutige Krokodil weint. Das Kamel steht immer noch drohend vor der Türe und jetzt spüren sie, wie müde sie von dieser Reise sind. „Lasst uns umkehren“, flüstert Luraming. „Wir sind zu klein und zu schwach, und so vornehm sind wir auch nicht. Vielleicht war alles nur ein schöner Traum.“ Er faltet langsam seine Flügel auf und betrachtet sie. Im Vergleich zu den schönen Kamelen findet er sich doch nicht mehr ganz so schön und elegant. Er schaukelt etwas nach rechts und nach links, doch obwohl der Glanz der Hütte auf seinen Flügeln wunderschöne Farben leuchten lässt, fühlt er sich gerade völlig klein und unbedeutend. Seufzend klappt er seine Flügel zu und dreht sich zu seinen Freunden. Die Schnecke versteckt sich immer noch in ihrem Haus, der Igel ist immer noch ein kleiner Stachelball und Sturmi schaut immer noch regungslos auf das weinende Krokodil und das Kamel.

In diesem Augenblick öffnet sich die Türe langsam. Ein vornehmer Herr in prächtigen Kleidern, die mit Gold bestickt sind, öffnet die Tür. „Ist alles in Ordnung Esmeralda?“ fragt er leise und schaut das Kamel an. Doch dann richtet sich sein Blick auf den Boden und seine Augen folgen dem Tränenbach. Er sieht die Tiere und erfasst die Situation sofort. „Esmeralda“ sagt er mit klarer und strenger Stimme. Das Kamel, das gerade noch so drohend den Weg in die Hütte versperrt hat, senkt den Blick und macht einen Schritt zur Seite. „Jeder ist hier willkommen“, wendet sich der König an die Tiere. „Es ist schade, dass Esmeralda zu groß für die Türe ist und deshalb nicht in den Stall gehen kann. Das ist aber kein Grund, euch den Weg zu versperren!“ Er wirft einen strengen Blick auf sein Kamel, das einen weiteren Schritt zur Seite macht. Die Tiere können es kaum glauben. Sturmi findet als erster seine Fröhlichkeit wieder. Er dreht sich fröhlich durch das Bächlein und ruft: Umsideldum, dumsidelbum, rumsiedelbum, dumm, ich bin hier der Drehwurm und drehe mich um. Rinecke streckt die Fühler aus ihrem Haus und rutscht fröhlich hinterher. Das Krokodil bewegt ganz langsam seine Arme und Beine, als könne es kaum fassen, dass der Weg jetzt frei ist. Das Schlaftier liegt auf seinem Rücken. Es ist gerade hellwach, stützt sich auf seine Unterarme und schaut sich neugierig um. „Ja“, flüstert es. „Genau so war es im Traum. Wir sind wirklich angekommen.“ Oder war es gar kein Traum? Es dreht verwundert den Kopf nach rechts und bewundert die Gewänder der Könige. Dann schaut es nach links. Hier steht ein alter Mann mit einem Stock und einige Schäfchen kauen am Heu. In der Mitte aber, da steht eine Krippe. Ein großes blaues Tuch ist über dem Heu ausgebreitet und eine Frau nimmt gerade ein kleines Kind, das hier liegt, auf ihren Arm. Es liegt ein Glanz über allem und das Schlaftier erkennt den Engel aus dem Traum, der über dem Kind schwebt. Dieser lächelt dem Schlaftier zu und dann ist er verschwunden. Verwundert reibt sich das Schlaftier die Augen. Ist es gerade in seinen Träumen oder ist es wach?

Doch dann hört es Nigels leise Stimme. Er ist noch vor der Hütte und spricht mit Esmeralda, dem Kamel: „Komm doch auch mit herein. Mach dich klein, igle dich ein, dann schaffst auch du es in die Hütte hinein.“ Das Schlaftier dreht vorsichtig seinen Kopf. Esmeralda, das schöne Kamel geht langsam in die Knie. Durch die Tränen des Krokodils ist der Boden matschig und das weiche Fell wird ganz schmutzig. „Du schaffst es“, ermutigt Nigel das Kamel. „Leg dich auf den Rücken, nimm die Beine ganz an den Bauch, schaukle ein bisschen hin und her und dann kullerst du durch die Tür“. Esmeralda zögert etwas, doch dann dreht sie sich. Sie schaukelt etwas hin und her. „Du schaffst es“, sagt Nigel und gibt ihm einen kleinen Schubs. Tatsächlich, das große Kamel rollt langsam durch die Tür. Nigel trippelt hinterher, und jetzt ist der Stall wirklich voll.

Esmeralda lächelt. „Danke Nigel, ich bin so froh, dass ich auch dabei sein kann“, sagt es leise. Der König lächelt, und alle Tiere auch. Die Frau hebt das Kind so hoch, dass alle es sehen können. Und dann hören alle eine leise Melodie. Jemand singt von Frieden zwischen den Menschen und vom Frieden zwischen den Tieren, von der Liebe Gottes zu den Menschen und von der Gerechtigkeit. Alle lauschen, und in diesem Moment spüren sie, dass heute eine ganz besondere Nacht ist. Sie hören die Klänge und sehen das Kind. Noch einmal singt der Engel von der Liebe Gottes zu den Menschen und von der Hoffnung, dass Friede und Gerechtigkeit auf die Welt kommen. Das Licht der Laterne leuchtet auf und alle wissen: Jetzt ist Weihnachten geworden.

 

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